Statt-Theater
DAS STATT-THEATER IN REGENSBURG.
Regensburg hat nicht nur ein städtisches Theater mit fünf Sparten, sondern eine ganze Theaterlandschaft. Wir möchten Euch die verschiedenen Theater dieses Jahr vorstellen. Los geht es mit dem Regensburger Statt-Theater und einem Gastartikel von Ursula Gaisa (immerschick.de):
Die Kleinkunstbühne Statt-Theater in der Winklergasse ist ein legendärer Ort im Herzen Regensburgs. Seit fast 40 Jahren kann man hier Kabarett und Kleinkunst vom Feinsten erleben. Nach zwei Jahren Pandemie öffnet das kleine Kellertheater jetzt wieder für Publikum. Zeit für ein Gespräch mit den Inhabern Inge Faes und Peter und Matthias Nikisch.
// Wie alles begann //
Es war 1980, als der Bruder von Peter Nikischs Schwager mit einer bunten Truppe von Schülern, Studierenden und Auszubildenden anfing, Kabarett zu machen – im Hinterhaus in der Roten-Hahnen-Gasse. Peter Nikisch war zu der Zeit nach einem Soziologiestudium Hausmann, schrieb aber schon für Zeitschriften wie die „Titanic“. Wenn schon Kabarett, dann Richtiges, dachte er und begann seine ersten Texte für Michael und seine Mitstreiter zu verfassen.
Diese „Urtruppe“ hatte aber keine Lust auf Proben, übrig blieb nur Michael, es kamen Neue dazu wie Wolfgang Maier, der auch zum ersten Hausensemble des Statt-Theaters 1984 gehören sollte. Ein Pianist wurde gesucht.
„Just for fun“ – so nannte man sich damals – wurden noch von einer Dame namens Madelaine komplettiert. Veranstaltungsort wurde der Keller unter dem Knossos-Palast in der Keplerstraße. Conny Rother ersetzte Madeleine, das war das erste richtige Ensemble. Ein Bekannter von Michael regte dann den Namenswechsel zu Statt-Theater an. Zwei Jahre lang spielte man unterm Knossospalast bis der Wirt merkte, dass die Zuschauer nicht wirklich auch essen gingen bei ihm. Nach acht bis zehn Vorstellungen löste sich auch diese Verbindung wieder auf. Man musste seine Ausbildung oder das Studium beenden.
Der Pianist Eberhard Geyer, den Nikisch noch von der Schule her kannte, lief ihm eines Tages über den Weg, hatte Lust mitzumachen. „Dann fehlte uns noch eine Dame.“ Eberhard fiel Inge Faes ein, die er von der Theater Compagnie, beziehungsweise dem Offenen Theater an der Uni her kannte: „Des kann sie schon singen.“ Das erste Statt-Theater-Ensemble war komplett. Man fing an zu tingeln. „Mal in der Schwedenkugel damals, mal im Hinterhaus, im Scala-Kino… Im Leeren Beutel…“
// Die Winklergasse als Spielort //
Man begann, nach passenden festen Auftrittsmöglichkeiten zu suchen und stieß auf die jetzigen Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei Klein. „Wir holten uns den Schlüssel vom Makler und begutachteten den Keller mit einer „Pulmollkerze“, erzählt Inge Faes. Licht gab es nicht, aber eine Klappe, die als Notausgang dienen konnte.
Knackpunkt war das Geld. Wie sollte man die Kaution bezahlen, keine Bank gab Kredit. Inge Faes wohnte damals zusammen mit Hanne Asch in einer Wohnung im Weißgerbergraben. Hanne, die spätere Mitgesellschafterin und Buchhalterin, Allroundkraft bis zu ihrem Tod vor neun Jahren, beizte gerade einen alten Vogelkäfig ab, den sie zu einer Lampe umfunktionieren wollte. „Ich hab ein Sparbuch!“ warf sie ein. Und so konnte am 14. Dezember 1984 die allererste Vorstellung im Keller in der Winklergasse stattfinden.
// Gute Jahre //
Jedes Jahr schreibt Peter Nikisch seitdem bis auf wenige Ausnahmen jährlich ein neues Kabarettprogramm. Immer politisch, immer aktuell und pointiert. Bis zur Wende 1990 blieb die finanzielle Situation aber auch angespannt. Man spielte anfangs dienstags und freitags, lud sich auch schon Gäste ein, kam aber nie auf den Gedanken, dass das Ganze länger als ein paar Jahre halten würde.
Danach begannen die guten Jahre: ausverkaufte Vorstellungen über Wochen und Monate hinweg – sowohl die des Hausensembles als auch der illustren Gäste aus der ganzen Bundesrepublik. „Außer Unitheater, Bauerntheater und Städtische Bühnen war hier nix.“
In den Großstädten machten die ersten Kabaretts schon wieder zu, in Regensburg boomte es.
Nikisch spürte schon früh Talente auf, die später zu Stars wurden und dem Haus dann trotzdem treu blieben und bleiben. Auch wenn sie ansonsten in viel größeren Häusern mit viel mehr Gage hätten auftreten können.
Luise Kinseher, Michael Altinger, Christian Springer, Maria Peschek, Peter Vollmer, Dietrich Piano Paul, Holger Paetz, Severin Groebner oder Frank Lüdecke spielen immer wieder gerne in diesem 70-Plätze-Wohnzimmer mit besonderem Charme.
Im Hausensemble wechselten vor allem die Pianisten. Für Wolfgang Maier kam Wolfgang Köppl, der 2000 einen schweren Herzinfarkt erlitt und seitdem schwerst behindert ist.
// Künstlerwelten //
Wunderbar die Anekdoten, die sich über die Jahre angesammelt haben. Helen Vita kam mit Hund Püppi, der in der winzigen Garderobe saß während der Vorstellung und nach der zweiten Zugabe zu bellen begann. Evelyn Künnecke kam, „weil wenn die Helen das macht, mach ich das auch.“
„Das waren zwei wunderbare Damen“, erinnert sich Nikisch. Und dass Künnecke, schon im Comeback etwas älter und schlecht sehend auf der Bühne regelrecht „explodiert“ ist. Ihr Hotelzimmer musste gewechselt werden, weil es eine Stufe gab. „Das eine war zu kalt, das andere zu dunkel. Es musste eine Badewanne und ein Brett im Bett haben. Die sogenannte Evelyn-Künnecke-Treppe für die Bühne im Keller wurde gebaut, eine Konstruktion mit eingebautem Oberschenkelhalsbruch. Aber alles ging gut“, erinnert sich Inge Faes: „Wir waren früher mit jedem Künstler am Abend noch beim Essen. Heute unvorstellbar.“
Gut für die Künstler*innen von auswärts waren auch die mehrtägigen Engagements. „Und dass wir schon immer beide Seiten kannten,“ so Faes.
Jörg Hube mit seinem Herzkasperlprogramm brachte seinen Sarg kaum in den Keller.
Georg Kreisler wurde im Kolpingsaal und im Neuhaussaal veranstaltet. „Er war nervös oder etwas spröde vor der Vorstellung.“ Er brauchte einen Verfolger zum Klavier, da er sehr schlecht sehen konnte. Peter richtete alles ein und ging auf’s Klo. „Herr Nikisch!“ rief er. „Wenn jetzt das Licht nicht augenblicklich kommt, dann breche ich die Vorstellung ab…“ 400 Leute im Publikum. In der Pause war er schon wieder ganz fröhlich.
Urban Priol, Georg Schramm, Dieter Nuhr, Erwin Grosche, Andreas Giebel, Matthias Deutschmann, Volker Pispers, Hannes Ringlstetter, Andreas Rebers, viele von ihnen komme bis heute gerne immer wieder.
Und heute?
Seit 17 Jahren gehören jetzt Tobias Ostermeier und der Pianist Matthias Leitner zum Ensemble.
2016, nachdem er den Kulturpreis der Stadt Regensburg erhalten hatte, verließ Peter Nikisch das Ensemble, die Texte der neueren Programme verfassen Leitner, Faes und Ostermeier unter Verwendung einiger Perlen Nikischs. 2007 absolvierte sein Sohn, Matthias Nikisch, im Statt-Theater seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann und leitet zusammen mit seinem Vater und Inge Faes das Theater. „Im Abgang blumig“ soll übrigens das letzte Programm unter Mitwirkung Faes‘ sein.
Von Anfang sehr wichtig war und ist der Förderverein: „Ohne die wären wir untergegangen“, meint Faes. Er besteht überwiegend aus Privatleute, die das Team auch heute noch unterstützen.
Während der ausverkauften Zeiten gab es Überlegungen, sich zu vergrößern, heute ist man froh, diesen Schritt nicht gegangen zu sein.
„Heute hat jeder kleinere Ort einen Kulturverein, die Stars aus dem fernsehen füllen riesige Hallen,“ so erklärt Inge Faes den Rückgang beim Publikum. Auch dass im Bayerischen Rundfunk von Donnerstag bis Samstag dauernd Kabarett zu sehen sei, sei nicht gut. Das alternde Publikum bleibe dann eben lieber zu Hause. „Vielleicht hätten wir auf Stand Up Comedy oder Poetry Slam umstellen sollen, aber das ist nicht unser Ding“, so Nikisch.
„Und dann die diversen Einbrüche, die es einfach krankheitsbedingt gab, und jetzt natürlich mit dieser Pandemie. Und dann geht’s wieder einigermaßen, dann kommt der Krieg und die Inflation. Also es ist eine Katastrophe“, fährt Inge Faes fort.
Im Haus wurde in den vergangenen zwei Jahren genau acht Veranstaltungen. Das Ensemble behalf sich mit Open-Air-Auftritten im Thon-Dittmer-Palais, in Traidendorf oder im Café Pernsteiner. Die DEZ-Bühne wurde von Undine Schneider ins Leben gerufen, noch eine Möglichkeit für Kabarettauftritte.
Aber jetzt soll und wird es wieder los gehen – trotz allem. Am Freitag, 18. und Samstag, 19. März um jeweils um 19.30 Uhr feiert der aus Weinheim stammende Musikkabarettist Daniel Helfrich seine Statt-Theater Premiere! Für sein aktuelles Programm „Trennkost ist kein Abschiedsessen“ können sie Karten per Mail an info@statt-theater.de, telefonisch unter 0941/53302 oder direkt auf okticket.de bestellen.
Vielen Dank an unsere Gastautorin Ursula Gaisa für den schönen Beitrag! Hier geht es zu Ursulas Blog: immerschick.de
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