Neue Synagoge
NEUE SYNAGOGE REGENSBURG!
Wusstet Ihr, dass die jüdische Gemeinde die älteste in Bayern ist? Im deutschsprachigen Raum sind nur die Gemeinde in Köln und Trier noch älter. Was in den letzten 80 Jahren in Regensburg allerdings fehlte, war eine Synagoge.
Die gibt es jetzt: am 27. Februar 2019 wurde die neue Synagoge in Regensburg eröffnet. Kein zufälliges Datum, denn 500 Jahre zuvor, im Februar 1519, vertrieb der Regensburger Rat seine jüdische Bevölkerung aus der Stadt. Das jüdische Viertel samt der Synagoge wurde damals komplett zerstört.
Schnell entstand nach der Vertreibung am Platz des ehemaligen jüdischen Viertels eine Wallfahrtskirche. An der Stelle der 1519 zerstörten Synagoge bildet heute ein Bodenrelief aus weißen Granitblöcken den Grundriss der alten Synagoge nach: am schönen Misrach-Denkmal am Neupfarrplatz vom israelischen Künstler Dani Karavan sitzen inzwischen Menschen und genießen die Sonne, zwischen den angedeuteten Säulen spielen Kinder.
Im 18. Jahrhundert kehrte endlich wieder jüdisches Leben zurück nach Regensburg. 1912 wurde eine neue, prächtige Synagoge ein paar Straßen weiter ‚Am Brixener Hof 2‘ erbaut und nur 26 Jahre später in der Reichspogromnacht am 09. November 1938 in Brand gesteckt und völlig zerstört.
Das Gemeindehaus blieb erhalten und wird bis heute genutzt, als Zwischenlösung diente später ein flacher Betsaal der jüdischen Gemeinde. Doch es fehlte einfach eine Synagoge, nicht zuletzt, weil die jüdische Gemeinde in den letzten 20 Jahren wieder stark gewachsen ist – die Mitgliederzahl liegt momentan bei nahezu 1000.
Den Architekturwettbewerb für ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge gewann 2015 das Büro Volker Staab aus Berlin, das in den letzten Jahren in Deutschland einige ungewöhnliche Bauten errichten durfte. 2016 wurde der Grundstein gelegt.
Entstanden ist nun nach nur zweieinhalb Jahren Bauzeit ein wunderschönes neues „Jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge“, wie der Gebäudekomplex offiziell heißt.
Ein moderner Bau, der die Altstadt bereichert: mit heller Klinkerstein-Fassade erhebt sich der Eckbau am Brixener Hof und fügt sich gleichzeitig geschmeidig ins Stadtbild ein. Auffällig ist die Glas-Metallkuppel, die den Neubau krönt. Der Haupteingang führt durch einen kleinen Innenhof, seitlich kann man in die verglaste Bibliothek schauen.
„Vergesset nicht Freunde, wir reisen gemeinsam…“
Über dem Innenhof schwebt unter freiem Himmel ein goldfarbenes Schriftband. Der Künstler Tom Kristen hat dieses wunderbare Kunstwerk entworfen. Bei näherer Betrachtung erkennt man ein Gedicht der jüdischen Lyrikerin Rose Ausländer. In ihrer Handschrift wurden Zeilen ihres Gedichtes ‚Gemeinsam‘ in dem Kunstwerk verewigt.
Nachdem man die Sicherheitsschleuse passiert hat sieht man vom Foyer in den mit einem Kirschbaum bepflanzten Innenhof, dahinter liegt der schöne, gelbe Altbau des Gemeindehauses. Der Baukomplex besteht aus einem Gemeindesaal für bis zu 200 Besucher, einem Versammlungsraum, der für Feiern, Lesungen, Konzerte und Vorträge genutzt wird und mit großen Schiebeelementen im Sommer zum Hof hin geöffnet werden kann. Weitere Räume dienen als Besprechungszimmer, Lese- und Studienraum für Jugendliche und Studierende, Spielzimmer für Kinder, ein Unterrichtsraum für Hebräischkurse und das Thorastudium sowie Küchen für die strikt koschere Zubereitung von Speisen.
Die eigentliche Synagoge befindet sich im ersten Stock und ist ein mit hellem Holz verkleideter und lichtdurchfluteter, würfelförmiger Saal.
Hier gibt es keine Schatten, was an den schmalen Holzlamellen und dem Metallnetz an der verglasten Kuppel liegt. Das Licht kann so aus allen Himmelsrichtungen in den Raum gelangen. Die Decke besteht aus einer Holzkuppel, die mich mit ihren Lampen irgendwie an einen Sternenhimmel erinnert. Der Raum hat eine tolle Atmosphäre, hell, pur, klar, mit einer wunderbaren Akustik. Schade, dass die Gemeinde keinen eigenen Kantor hat, Gesang klingt in diesem Raum wunderbar. Vorne neben der Bima, dem Platz von dem aus die Tora während des Gottesdienstes verlesen wird, steht eine große, moderne Menora, bzw. ein neunarmiger Chanukka-Leuchter, vom Regensburger Künstler Oleg Kuzenko.
Ein besonderer Ort!
Wieder draußen mache ich ein paar letzte Fotos von dem Neubau, ein Mann liest zufällig gerade die Gedenktafel an der Außenmauer, die die Geschichte der Regensburger Synagoge erzählt.
Die Metallverkleidung der Kuppel reflektiert das Sonnenlicht.
Schön sieht das aus.
(unbezahlte Werbung wegen Namensnennungen)
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