Der Pilzkiosk
Oder wie man bei uns sagt: das „Schwammerl“
In den Wirtschaftswunderjahren der 1950er Jahre entstanden in Süddeutschland Kioske in Form von Fliegenpilzen, sogenannte „Milchpilze“. Oder „Milchschwammerl“. Wie der Name schon sagt, wurden hier Milchprodukte verkauft. Durch die auffälligen Kioske sollte der Milchabsatz gefördert werden. Alkohol war damals erst ab 21 Jahren erlaubt, also traf man sich auf eine Erdbeer- oder Schokoladenmilch am Fliegenpilz. Eine ältere Freundin von mir schwärmte mir mal vor, wie toll das in den 60er Jahren am Regensburger „Schwammerl“ war. Alles traf sich dort auf ein Milchgetränk oder man bestellte für zehn Pfennig Sahne in einer Waffel oder eine Limonade.
Der erste Kiosk wurde 1952 in Bayreuth aufgestellt. Der Hersteller war die Hermann Waldner KG aus Wangen im Allgäu – der Entwurf und der Name „Milchpilz“ sind gesetzlich geschützt. Inzwischen produziert die Firma Abfüllanlagen für Milchprodukte.
Die Pilze waren so beliebt, dass sie sogar nach Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland und in die Schweiz exportiert wurden. Doch der Erfolg war von kurzer Dauer: der letzte Milchpilz mit der Seriennummer 49 wurde 1958 nach Mannheim geliefert. Heute sind von den Pilzkiosken noch acht in Betrieb.
Einer davon steht seit über 60 Jahren bei uns in Regensburg in der Fürst-Anselm-Allee und ist seit 2003 denkmalgeschützt: die Nummer 38. Das Schwammerl war sogar mal eine Dönerbude, inzwischen ist es ein schönes Stehcafé. Solltet Ihr noch nie dagewesen sein, schaut mal auf einen Espresso hin. Das „Schwammerl“ hat bis in den späten Herbst geöffnet.
Adresse: Alberststrasse 14, Eingang Fürst-Anselm-Allee