Reinhard Kellner
EIN PAAR FRAGEN AN…REINHARD KELLNER VON DEN SOZIALEN INITIATIVEN
Seit über 40 Jahren macht er sich stark für die Schwachen in Regensburg: Reinhard Kellner ist Mitgründer und Chef der Sozialen Initiativen in Regensburg, einem Verein, der als Dachverband für sozial engagierte Gruppen in Regensburg fungiert.
29 Mitgliedsvereine gehören momentan zu den Sozialen Initiativen, darunter der VKKK e.V. – Verein für körperbehinderte und krebskranke Kinder, Regensburger Tafel e.V., DRUG STOP e.V., alb-Aktives Leben für Menschen mit Behinderung e.V. und viele mehr. Auch die Regensburger Obdachlosenzeitung Donaustrudl ist Teil der Sozialen Initiativen.
Seit der Gründung im Jahr 1974 hat der Verein sehr Vieles in Regensburg bewegt. Für seine ehrenamtliche Arbeit erhielt Reinhard Kellner dieses Jahr die höchste Anerkennung, die unser Land zu bieten hat: den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Dieses Jahr haben die Sozialen Initiativen wieder das Gassenfest in der Ostengasse organisiert, eines der schönsten Feste im Sommer wie ich finde.
Vom 07. bis 09. Dezember 2018 wird es nun einen Weihnachtsmarkt der Sozialen Initiativen am Bismarckplatz geben. Alles für den guten Zweck.
Wir haben Reinhard Kellner vorab ein paar Fragen gestellt:
RegensburgNow: Lieber Reinhard,
Was waren Deine bisherigen Lebensstationen?
Beruflich gesehen waren das meine erste Arbeitsstelle in der ehemaligen Obdachlosensiedlung Keilbergheim (aufgelöst zwischen 1976-1982) sowie die Gründung der Selbsthilfeberatungsstelle KISS (1987) und der Sozialen Straßenzeitung DONAUSTRUDL (1998).
Drei Charaktereigenschaften mit denen Du Dich spontan beschreiben würdest:
Engagiert, optimistisch und manchmal zu ungeduldig.
Du engagierst Dich seit vielen Jahren für Menschen in Regensburg. Was treibt Dich an?
Ich hatte eine schöne Kindheit, eine gute Ausbildung am Albertus-Magnus-Gymnasium bzw. an der Uni Regensburg und ich möchte davon etwas zurückgeben, solidarisch mit denen, die’s nicht so gut hatten.
Was magst Du besonders an Regensburg?
Regensburg ist eine tolle Mischung aus Historie, vielen kulturellen Facetten und einer guten sozialen Versorgung: Lebenswerte kleine Großstadt!
Gibt es etwas, was Du weniger an Regensburg magst?
Eigentlich nicht. Höchstens dass die Politik zu oft versucht, die vielen aktiven Bürger*innen nicht einzubeziehen: Warum mussten wir zum Beispiel viermal gegen eine Stadthalle abstimmen?
Vom 07. bis 09.12.2018 veranstaltet Ihr einen Weihnachtsmarkt am Bismarckplatz. Was erwartet uns da?
Vor allem Selbstgefertigtes aus 18 Sozialvereinen, stündlich wechselnde Live-Musik und Essen & Trinken für einen guten Zweck: Vom Steckerlfisch über die Knacker mit allem bis zur Kürbissuppe, Glühwein in sieben Varianten sowieso. Aber auch Schaukelpferde und Weihnachtssterne aus Holz, afrikanische Drahttiere oder Filzereien und Selbstgestricktes.
Ihr macht so vieles, z.B. das Projekt Sofa. Was ist das?
Sofa steht für „Sozial & offen für alle“ und ist ein Frühstückstreff in der Ostengasse 22, wo jeden Mittwoch von 10 bis 13 Uhr einsame und kranke Menschen mit Ehrenamtlichen zusammenkommen, aber auch Leute aus der Gasse. Sowas sollte es eigentlich in jedem Stadtteil geben …
Ist die Obdachlosenzahl in Regensburg in den letzten Jahren gestiegen?
Obdachlosigkeit ist ein Problem der Großstädte: Bei uns gibt es seit Jahren keine steigenden Zahlen, außerdem hat die Stadt seit 2017 mit dem Kälteschutzhaus in der Wöhrdstraße ein zweites Obdachlosenasyl eingerichtet: Insgesamt übernachten dort täglich etwa 50 Menschen.
Du siehst viel Armut in dieser wohlhabenden Stadt. Was gibt Dir die Kraft für Deine Arbeit?
„Viel Armut“ kann ich in Regensburg nicht wahrnehmen, außer Osteuropäischen Bettlern und Asylsuchenden, von denen leider über 300 noch in Sammellagern leben müssen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden. Man sagt auch immer so schnell „Reiches Regensburg“, aber es gibt immerhin 20% in Vollzeit Arbeitende, die mit einem Bruttolohn unter 2000 € auskommen müssen. Die sind noch nicht arm, aber müssen jeden Euro umdrehen … und die Mieten machen es Ihnen besonders schwer. Kraft für mein Engagement? Siehe Frage drei.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Dir aus?
Am Morgen eine Stunde am Computer, dann eine Besprechung mit dem Sofateam, nachmittags Schreibarbeiten und organisatorische Vorbereitungen, abends manchmal Veranstaltungen: Ein guter Halbtagsjob mit 68, der einem Sinn gibt und neben der kleinen Rente auch noch einen Minijob beinhaltet.
Was magst Du an Deiner Arbeit besonders?
Ich kann mich recht frei entfalten, selbstbestimmt arbeiten und sehe des Öfteren auch Erfolge.
Was ist Dein Lieblingsort oder Lieblingsplatz in oder um Regensburg?
Der Herzogspark zum Spazierengehen, das Orphée zum Tee- und das Goldene Kreuz am Haidplatz zum Kaffeetrinken. Auswärts bin ich am liebsten im Altmühltal (Essing, Schulerloch, Schloß Prunn etc.).
Was ist neben dem Weihnachtsmarkt Euer nächstes Projekt?
Es wird 2019 wieder einen Sozialpolitischen Aschermittwoch im Leeren Beutel und eine Armutskonferenz im Kolpinghaus geben. Außerdem gestalten wir beim Bürgerfest wieder unsere „Soziale Meile“ im Weißgerbergraben.
Was wünschst Du Dir zu Weihnachten?
Wir schenken wenig und ausschließlich Überraschungen …
Wie können sich Regensburger und Regensburgerinnen bei Euch engagieren oder Eure Arbeit unterstützen?
Wer sich engagieren will, sollte fünf Stunden seiner Freizeit (pro Woche) mitbringen, erst dann wird’s nachhaltig (für die Betreuten!). Entsprechende Beratung über Einsatzmöglichkeiten ist jederzeit unter Telefon 72007 (bitte auf Anrufbeantworter sprechen) möglich.
Ansonsten freuen wir uns über jeden Spenden-Euro und garantieren, dass alle Zuwendungen direkt in unsere sozialen Projekte fließen. Bis 200 € gilt der Überweisungsbeleg als Spendenquittung beim Finanzamt:
IBAN DE50 750500000000039065.
Siehe auch www.soziale-initiativen.de für weitere Infos.